Hilfe, wenn das Netzwerk Lücken hat

04. Dezember 2023

Die Österreichische Gesellschaft für Care & Case Management, ÖGCC, hat den Auftrag auf Basis international anerkannter Standards zur Weiterentwicklung in allen Anwendungsfeldern beizutragen. Einen Beitrag zur Weiterbildung des Case Managements lieferte unser fachlicher Leiter des Case Managements, DSA Mag. Alois Pölzl, mit seinen für den ÖGCC verfassten Newsletterartikel.

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Case Management B7, von DSA Mag. Alois Pölzl

Seit über 40 Jahren ist der Verein B7 Arbeit und Leben in Oberösterreich für arbeitslose Menschen da. „Wir springen dort ein, wo das soziale Netzwerk Lücken hat und knüpfen ein neues“, sagt Mag. Alois Pölzl, Chef des Casemanagements bei B7.

Bei B7 werden Menschen betreut, die vom Arbeitsmarktservice (AMS) oder von der den Sozialabteilungen der Bezirkshauptmannschaften/Magistrate zugewiesen wurden.

„Die Betroffenen haben meistens mehrere Probleme. Diese reichen von gesundheitlichen und psychischen Problemen über Schulden bis zu Wohnungslosigkeit“, sagt Alois Pölzl.

„Wir sind die Nahtstelle zwischen den Institutionen. Unser Netzwerk beginnt bei der Zuweisung des Klienten. Wir gehen auf die Menschen ein, begleiten sie und suchen nach Lösungen.“

Im Rahmen des Casemanagements lernen die Betroffenen, mit ihren Problemen besser umzugehen. „Manchen müssen wir etwas abnehmen, manchen aber auch etwas zumuten, unter dem Motto fordern und fördern“, erklärt der Experte. „Die Kunst des Casemanagements ist es, abzuschätzen, wer was braucht. Das ist von Fall zu Fall verschieden.“

Der Anteil von Frauen und Männern, die dem Verein zugewiesen werden, hält sich fast die Waage. Durchschnittlich wird ein Klient oder eine Klientin sechseinhalb Monate betreut. Ziel ist die Rückkehr in ein regelmäßiges Dienstverhältnis. Aber es wird auch die gesundheitliche Situation und die Arbeitsfähigkeit abgeklärt.

„Es gibt Menschen, die vielleicht arbeitsfähig sind, aber aufgrund ihres gesundheitlichen oder psychischen Zustandes von keinem Dienstgeber genommen werden. Dann schauen wir, dass sie einen Platz in einer entsprechenden Organisation bekommen oder wir helfen ihnen, einen Pensionsantrag zu stellen“, schildert Alois Pölzl. „Wir freuen uns, wenn es uns gelingt, dass die Leute wieder mehr an sich selber glauben und sich was zutrauen. Es gibt Wege aus dem Schlamassel. Wir begleiten sie auf diesen Wegen, weil wir nicht wollen, dass diese Menschen der Gesellschaft verloren gehen.“

Casemanagement für Personen, die Sozialhilfe beziehen, wird in Oberösterreich flächendeckend durch drei Organisationen angeboten (B7, FAB, OÖ Hilfswerk). Von 2012 bis 2022 wurden insgesamt rund 5.000 Klientinnen und Klienten betreut. Fast die Hälfte davon hat am Arbeitsmarkt wieder einen Platz gefunden. „Die anderen sind nicht gescheitert, sondern haben aus verschiedenen Gründen keine Chance am Arbeitsmarkt oder brauchen noch einen längeren Weg“, erklärt Pölzl.

Der studierte Theologe und Diplomsozialarbeiter Alois Pölzl ist 63 Jahre alt und Chef von fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in sechs oberösterreichischen Bezirken. „Als Leiter ist es besonders wichtig, für die Kolleginnen und Kollegen für optimale Arbeitsbedingungen zu sorgen und ihnen den Rücken zu stärken. Denn die Casemangerinnen und Casemanager sind mit sehr herausfordernden und auch belastenden Situationen konfrontiert. So ist es auch selbstverständlich, dass die Organisation Supervision ermöglicht. Insgesamt wird diese Arbeit von den Teammitgliedern oft als sehr vielfältig, interessant und bereichernd beschrieben.“

Quelle: https://www.oegcc.at/


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