Wenn Arbeit nicht mehr geht

09. Dezember 2025

Die häufigsten Wege zurück – und welche Unterstützung in Österreich wirklich hilft

Manchmal verändert sich alles langsam: Die Schmerzen werden stärker, die Erschöpfung nimmt zu, der Schlaf wird schlechter. Manchmal passiert es plötzlich: ein Unfall, eine Diagnose, ein Zusammenbruch. Und auf einmal steht eine Frage im Raum, bei der vielen der Boden unter den Füßen weggezogen wird:

Was passiert, wenn ich so nicht mehr arbeiten kann?

Bei B7 erleben wir täglich Menschen in genau dieser Situation. Viele haben schon lange „durchgebissen“, bevor sie Hilfe suchen. Sie sind müde, verunsichert und mit Formularen, Fristen und Zuständigkeiten überfordert. Dieser Beitrag soll Orientierung geben: Welche Wege gibt es in Österreich, wenn Arbeit nicht mehr geht? Und wo bekomme ich Unterstützung, ohne dafür zahlen zu müssen?

Wenn Arbeit nicht mehr geht – was passiert da eigentlich?

Dass jemand eine Zeit lang nicht mehr arbeiten kann, hat selten nur eine Ursache. Oft greifen mehrere Dinge ineinander: körperliche Erkrankungen, psychische Belastungen, familiäre Sorgen, finanzielle Unsicherheit.

Gerade in Österreich sehen wir seit Jahren, dass Erkrankungen des Bewegungsapparats und psychische Erkrankungen zu den häufigsten Gründen für längere Krankenstände gehören. Dazu kommen Langzeitfolgen nach Unfällen oder chronischen Erkrankungen.

Wichtig ist: Das ist kein persönliches Versagen. Unser Körper und unsere Psyche zeigen damit, dass sie Unterstützung brauchen. Der erste Schritt ist nicht, sich zu schämen – sondern die eigene Situation ernst zu nehmen.

Der erste kleine Schritt: sich Hilfe holen, bevor alles zu viel wird

Viele Menschen hoffen lange: „Das wird schon wieder.“ Sie arbeiten weiter, auch wenn es nur noch mit Schmerzmitteln oder letzter Kraft geht. Oft wird Hilfe erst gesucht, wenn es gar nicht mehr anders geht – und dann fühlt sich alles an wie ein Berg aus Formularen, Terminen und Entscheidungen.

Dabei sagen Ärzt:innen, Reha-Einrichtungen und Beratungsstellen übereinstimmend: Je früher man sich Unterstützung holt, desto besser sind die Chancen, wieder stabil in den Alltag und – wenn möglich – in die Arbeit zurückzukehren.

Das kann zum Beispiel heißen:

  • mit der Hausärztin / dem Hausarzt offen über die Belastung sprechen
  • sich bei einer (unabhängigen) Beratungsstelle melden
  • erste Infos zu Reha, Wiedereingliederung oder sozialer Absicherung einholen

Schon ein einziges Gespräch kann helfen, Ordnung in die Gedanken zu bringen und die nächsten Schritte klarer zu sehen.

Welche Wege zurück in die Arbeit gibt es?

In Österreich gibt es mehrere Wege, um trotz gesundheitlicher Einschränkungen wieder ins Berufsleben zurückzufinden – oder zumindest eine gute Lösung für die Zukunft zu finden. Hier ein Überblick in Alltagssprache:

Medizinische Rehabilitation – wenn Körper oder Psyche Unterstützung brauchen

Eine medizinische Reha hilft dabei, die Auswirkungen einer Krankheit oder eines Unfalls zu verringern. Das umfasst zum Beispiel:

  • Physiotherapie, Ergotherapie, Bewegung
  • psychologische Unterstützung
  • Schulungen im Umgang mit der Erkrankung
  • Hilfe beim Wiedereinstieg in den Alltag

Ziel ist immer: so selbstständig und stabil wie möglich leben können – und, wenn machbar, wieder arbeiten können. Reha-Leistungen werden in Österreich unter anderem von der Pensionsversicherung (PV) und der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) organisiert. Mehr Infos zur medizinischen Rehabilitation in Österreich (Sozialministerium)

Berufliche Rehabilitation – wenn der bisherige Job nicht mehr geht

Manchmal ist klar: In den alten Beruf kann man nicht zurück, auch wenn man grundsätzlich noch arbeiten könnte. Dann kommt berufliche Rehabilitation ins Spiel. Mehr Infos zur beruflichen Rehabilitation in Österreich (Gesundheitsportal)

Sie kann beinhalten:

  • Umschulungen oder Nachqualifizierungen
  • Anpassungen am Arbeitsplatz
  • Erprobungen in anderen Tätigkeiten
  • Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung

Wiedereingliederungsteilzeit – Schritt für Schritt zurück

Nach einem längeren Krankenstand ist der Sprung von „gar nicht arbeiten“ zu „wieder Vollzeit“ oft zu groß. Die Wiedereingliederungsteilzeit (WIETZ) ermöglicht einen sanfteren Weg zurück:

  • Die Arbeitszeit wird für einen bestimmten Zeitraum reduziert.
  • Man erhält neben dem aliquoten Gehalt ein sogenanntes Wiedereingliederungsgeld.
  • Ziel ist, die Belastung langsam zu steigern, ohne gleich wieder zu kippen.

Gerade bei psychischen Erkrankungen oder nach schweren körperlichen Eingriffen ist dieses Modell oft eine große Entlastung. Mehr Infos zur Wiedereingliederungszeit  (fit2work)

Rehabilitations- und Umschulungsgeld – wenn eine längere Phase der Neuorientierung nötig ist

Wenn jemand vorübergehend zu krank zum Arbeiten ist oder eine Umschulung braucht, kommt das Rehabilitations- oder Umschulungsgeld ins Spiel. Es dient dazu, die Zeit der medizinischen oder beruflichen Rehabilitation finanziell abzusichern – damit man sich auf Gesundung und Neuorientierung konzentrieren kann.

Die Arbeiterkammer erklärt gut, wer Anspruch hat und wie man vorgeht – in verständlicher Sprache, mit Beispielen. Mehr Infos zu Rehabilitations- oder Umschulungsgeld (Arbeiterkammer)

Warum so viele Menschen im System steckenbleiben

Das österreichische System bietet viele Möglichkeiten – aber es ist kompliziert. In der Beratung sehen wir immer wieder:

  • Menschen wissen nicht, wo sie beginnen sollen.
  • Formulare sind schwer verständlich.
  • Falsche Informationen („Reha bringt eh nichts“, „Pension dauert ewig, das bringt nix“) verunsichern.
  • Fristen werden übersehen, weil der Alltag ohnehin schon überwältigend ist.

Rechnungshofberichte und Analysen zeigen: Ein Teil der Belastung entsteht nicht durch die Erkrankung selbst, sondern durch die Schwierigkeit, sich im System zurechtzufinden. Genau hier setzt P.U.R. an – sie übersetzt, sortiert und hilft, Fehlwege zu vermeiden. Und sie sorgt dafür, dass Menschen nicht aus Verzweiflung aufgeben, bevor sie ihre Ansprüche überhaupt kennen. Mehr Infos zu P.U.R. – Pension und Rehabilitation ins Berufsleben (B7 Arbeit und Leben)

Wo bekomme ich Unterstützung – und kostet das etwas?

Die gute Nachricht: Viele Angebote sind kostenlos. Das ist wichtig, weil finanzielle Sorgen oft ohnehin schon groß sind. Kostenlose oder geförderte Anlaufstellen sind zum Beispiel:

  • P.U.R. – Pension & Rehabilitation von B7

    Beratung zu Reha, Pension, sozialrechtlichen Wegen und Orientierung im System – insbesondere, wenn Arbeitsfähigkeit durch Krankheit oder Unfall wackelt.
    Mehr Infos: https://arbeit-b7.at/p-u-r/

  • fit2work

    Frühe Beratung bei gesundheitlichen Problemen im Job – für Personen und Betriebe.

    https://www.fit2work.at/

  • Sozialberatung & psychosoziale Beratung

    In jedem Bundesland gibt es Stellen, die bei finanziellen, gesundheitlichen und familiären Belastungen beraten – viele davon kostenlos oder mit sehr niedrigen Beiträgen.

  • Arbeiterkammer & Interessenvertretungen

    Sie bieten Rechtsberatung, Info-Material und Unterstützung bei Fragen zu Pension, Reha und Krankenstand.

Wichtig ist: Man muss diesen Weg nicht alleine gehen. Es darf ein „Wir schauen uns das gemeinsam an“ geben. Bei P.U.R. melden sich jedes Jahr mehr als 1000 Personen, denen alles „zu viel“ geworden ist: Anträge, Bescheide, medizinische Berichte, wirtschaftlicher Druck. Viele erzählen, dass sie schon Monate oder Jahre versucht haben, alleine durchzukommen.

In der Beratung passiert dann etwas, das uns immer wieder berührt:

  • Aus einem Berg an Papieren wird eine überschaubare Reihenfolge von Schritten.

  • Aus „Ich verstehe das alles nicht“ wird „Okay, das ist der nächste Schritt, und das mache ich nicht allein“.

  • Aus Ohnmacht wird ein Stück Handlungsfähigkeit zurückgewonnen.

Auch wenn die Rahmenbedingungen enger werden – etwa durch Kürzungen – bleibt unsere Haltung bei B7 gleich: Menschen sollen nicht allein durch eine Phase gehen müssen, in der sie ohnehin schon geschwächt sind.

Krankheit, Unfall oder Erschöpfung können jede und jeden treffen – egal, wie gut man geplant hat. Wenn Arbeit plötzlich nicht mehr geht, fühlt sich das oft an, als würde das ganze Leben wackeln. Der Weg zurück ist selten eine gerade Linie. Aber es gibt Wege: medizinische Reha, berufliche Neuorientierung, Wiedereingliederungsteilzeit, finanzielle Absicherung in Phasen der Rehabilitation und vor allem: Menschen, die beraten, begleiten und mitdenken

Der wichtigste Schritt ist nicht, sofort alles zu wissen. Der wichtigste Schritt ist: nicht allein bleiben.



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