Mental Load oder “Wie heißt die Lehrerin des Kindes nochmal?”

09. März 2023

Wie heißen die besten Freunde der Kinder? Welche Kleidergröße tragen die Kinder? Sind Handschuhe, Socken, Skiunterwäsche, Badesachen, Schuhe etc. für die jeweilige Größe und Jahreszeit im Haus? 
Wann ist Fußballtraining? Wann findet die Flötenstunde statt?

Können Sie diese Fragen beantworten? Dann sind Sie für die Managementtätigkeiten in der Familie zuständig. Beim Mental Load geht es um die Organisation und an das „daran denken“, dass alle Familienmitglieder bestens versorgt sind. Sobald in einer Familie ein Kind auf die Welt kommt, steigen diese Aufgaben explosionsartig an.

Im besten Fall teilen sich die Eltern diese Aufgaben gerecht auf. In der Realität ist es aber oft in erster Linie Frauensache. Der Großteil der Österreicher:innen lebt noch das traditionelle Familienmodell: Der Vater geht arbeiten und die Frau verdient etwas dazu. Daher trägt die Frau auch die Verantwortung, dass die Familie läuft. Doch die Crux am Mental Load im Vergleich zur Erwerbsarbeit ist: Es hört niemals auf! Sobald ein Punkt auf der Liste abgehakt ist, stehen schon die nächsten dringenden Aufgaben an.

Auch die Aussage vom Partner „Aber sag doch was, ich helfe dir doch“ ist nicht ausreichend. Denn hier liegt auch wieder die Aufgabe des „daran Denkens“ an einer Person und die andere ist mit der Ausführung betraut, eventuell muss anschließend die Durchführung auch noch kontrolliert werden. Bei einer gerechten Aufteilung teilen sich beide auch die Denkaufgaben.

Auswirkungen des Mental Load

In erster Linie sind die Auswirkungen Mental Load Frust und Erschöpfung. Ist eine Person überfordert, fühlt sie sich im Stich gelassen und nicht gesehen. Auch Nähe und Sexualität sind in solchen Situationen oft das Letzte, was jetzt noch gebraucht wird. Konflikte sind vorprogrammiert.

Eine weitere Folge von ungleicher Aufgabenverteilung ist, dass die Mama für die Kinder immer die Ansprechperson ist. Daraus entsteht dann eine Routine, die den Vater außen vorlässt. Die Mutter kümmert sich weiter und weiter um alle anderen Angelegenheiten. Gleichzeitig internalisieren die Kinder auch diese Rollenbilder und geben sie wieder an die nächste Generation weiter.

Sind Paare getrennt oder Elternteile alleinerziehend, spitzt sich die Lage noch einmal zu und die gesamte Last mit finanzieller Absicherung, Care- und Denkaufgaben liegen auf den Schultern nur einer Person. Hier ist es essenziell, Hilfe von Freunden, Eltern, Nachbarn oder Hilfsorganisationen anzunehmen.

Leider ist unsere Gesellschaft noch im traditionellen Rollendenken verankert. Einige Unternehmen erschweren Männern oft die Reduzierung von Stunden, während es bei Frauen ganz selbstverständlich ist. Auch Kinderbetreuungseinrichtungen bieten oft nur Betreuung bis zur Mittagszeit an.

Tipps zum Umgang in der Familie

Bevor Partner:innen zu Eltern werden, sollen sie aktiv über die Zukunft reden und Vereinbarungen zur Aufgabenverteilung  treffen. Wenn die Vorstellungen klar kommuniziert und die Aufgaben bereits im Vorhinein klar aufgeteilt werden, ist der erste Schritt zur Prävention getätigt.

Männer sollen ihren vollen Anspruch auf Karenz und Elternteilzeit in Anspruch nehmen. Viele Väter nehmen zwei Monate Karenzzeit, oft einen Monat gemeinsam mit der Mutter. Diese Zeit wird eher als willkommene Auszeit von der Erwerbsarbeit betrachtet. In das Familienmanagement taucht man hier nicht ein. Wenn Väterkarenz regelmäßig in Anspruch genommen wird, werden auch Unternehmen zu einem Umdenken gezwungen, das auch gesellschaftlich zu einer Veränderung der Rollenbilder führen wird. Studien ergaben, dass langfristig ist eine Stundenreduzierung auf 30 Stunden gemeinsam mit der Mutter der Weg ist, in der Familie die Zufriedenheit zu fördern und das Familieneinkommen zu steigern.

Gleichzeitig ist es erforderlich, dass sich die Männer auch für die Sorgearbeit und den unsichtbaren Denkvorgang verantwortlich fühlen. Natürlich ist es leichter, die Partnerin zu fragen, wie etwas funktioniert oder wo die Handschuhe liegen. Besser ist es aber, selbst zu probieren und zu suchen! 

Mütter müssen lernen, dass auch Väter sehr gut für die Kinder sorgen können. Sie machen vielleicht vieles anders, aber das heißt nicht, dass sie es schlechter machen. Auch die Kinder lernen schnell, dass manches vom Papa anders gehandhabt wird als von Mama. Ebenso brauchen Väter die Möglichkeit zu lernen und Fehler zu machen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Nur wenn beide Elternteile an einem Strang ziehen, ist der Weg zu einer gerechten Verteilung der Familienarbeit frei.


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