Frauen und Geld – eine unterschätzte Beziehung

23. März 2023

Frauen und GeldGeld und Finanzen sind wichtige Themen, die viele Frauen unterschätzen. In vielen Fällen werden Finanzthemen eher von Männern behandelt und Frauen – in Lebensgemeinschaften oder Ehen – überlassen diese Agenden ihrem Partner.

Pflege, Handel oder Dienstleistungen: Viele frauendominierte Berufe sind schlechter bezahlt als Berufe, die als typisch männlich gesehen werden. Das bedeutet, dass die Ausgangsposition für die Finanzen vieler – nicht aller – Frauen bereits schlechter ist als bei Männern, die eher in handwerklichen oder sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) arbeiten.

Traditionelle Berufsbilder werden auch in Zukunft eine Rolle spielen. Ein Grund ist, dass es gesellschaftlich noch immer akzeptiert ist, dass der Mann finanziell für seine Familie sorgt und die Frau etwas zum Familieneinkommen dazuverdient.

Care Arbeit wird weiblich gesehen

Diese schlechtere Startposition hat weitreichende Konsequenzen und wirkt sich auch auf die Verteilung der Care Arbeit aus, wenn etwa Kinder geboren werden. Viele Familien entscheiden sich dazu, dass die Mutter in Karenz geht und die Care-Arbeit für die Familie übernimmt meist, weil der Mann das höhere Gehalt hat. Von der allgemeinen Väterkarenz ist man in Österreich noch weit entfernt: nur rund 20 Prozent der Väter nehmen diese Möglichkeit in Anspruch. Davon nur drei Prozent länger als drei Monate und nur ein Prozent länger als ein halbes Jahr.

Auch wenn die Kinder älter werden, kehrt die Mutter oft nicht vollzeitbeschäftigt in den Beruf zurück, weil sie den Großteil der Care-Arbeit weiterstemmt.  Somit nehmen Frauen während der Zeit der Kindererziehung oft erhebliche Gehaltseinbußen in Kauf. Die langfristigen Gehaltseinbußen von Frauen nach der Geburt eines Kindes liegen in Österreich bei 51 Prozent. Bei Männern bleibt das Gehalt relativ stabil oder steigt an1.

Mindestpension erhalten bedeutet unter der Armutsgrenze leben

Diese Arbeitsstundenreduktion hat sehr große Auswirkungen auf die spätere Pension. Die durchschnittliche Netto-Pension von Frauen beträgt derzeit in Österreich € 1.264, die von Männern € 2.164. Erhält eine Frau (oder ein Mann) nur die Mindestpension, so stehen ihr/ihm € 1.030 im Monat zu. Zum Vergleich: Die Armutsgrenze liegt derzeit in Österreich bei € 1.308 zwölfmal im Jahr.

Grundsätzlich wäre für ein Ehepaar eine durchschnittliche Pension von € 3.400 eine geeignete Summe, um den Lebensabend genießen zu können. Jedoch ist nie garantiert, dass man auch gemeinsam die Pension verbringt. Rund 40 Prozent aller Ehen werden wieder geschieden und Frauen müssen alleine mit der Mindestpension ihr Auskommen finden.

Doch das muss nicht sein!

Tipps, um nicht in die Armutsfalle zu tappen

Augen auf bei der Berufswahl! Die Auswahl an Berufen ist sehr vielfältig: Das AMS listet in seiner Datenbank aktuell 530 Berufe. Seit vielen Jahren bleiben die Zahlen der beliebtesten Lehrberufe, die Mädchen ergreifen stabil: Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin.

Der zweite Schritt ist ein Fokus auf die eigene Karriereplanung. Wenn es in einem Unternehmen langfristig keine Aufstiegschancen gibt (aus welchen Gründen auch immer), kann ein Wechsel in Betracht gezogen werden. Neben Aufstiegschancen sind auch regelmäßige Verhandlungen um Gehaltserhöhungen empfehlenswert. Diese wirken sich sowohl auf dem aktuellen Gehaltskonto als auch auf dem späteren Pensionskonto positiv aus. Auch stetige Weiterbildungen sollten der Prioritätenliste sehr weit oben stehen, um den eigenen Marktwert auf einem hohen Niveau zu halten.

Verantwortung für die Familie teilen

Die Stundenreduktion aufgrund der Kinder- und später Angehörigenbetreuung macht einen sehr großen Teil der Gehaltseinbußen bis zur Pension aus. Diese Arbeit wird nicht bezahlt und sollte daher von beiden Partner:innen gleichermaßen getragen werden.

Damit auch allgemeine Finanzthemen „weiblicher“ werden, gibt es immer mehr Frauen, die darüber informieren und ihr Wissen in Podcasts anbieten. Zum Beispiel bietet auf Finanzexpertin Larissa Kravitz alias Investorella ihre Sachkenntnis rund um Geld und Finanzen an. Reinhören lohnt sich!

Zusammenfassend ist es bei der Karriereplanung für Frauen ebenso wie für Männer wichtig, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern. Neben einer gerechten Verteilung der Familienarbeit sind auch Berufswahl, regelmäßige Gehaltsverhandlungen und Weiterbildungen wichtig, um den eigenen Marktwert zu steigern. Nur wer sich regelmäßig mit dem Thema auseinandersetzt, läuft später nicht Gefahr, in die Armutsfalle Mindestpension zu tappen.

 

1) Kleven, Henrik, Camille Landais, Johanna Posch, Andreas Steinhauer & Josef Zweimüller (2018): Child Penalties across Countries: Evidence and Explanations. https://www.nber.org/system/files/working_papers/w25524/w25524.pdf


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